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Nachrichten zu überbringen, war schon immer ein menschliches Bedürfnis. So konnte man in Kontakt bleiben, wichtige Informationen austauschen und beispielsweise Termine ausmachen. In Zeiten der Digitalisierung ist es gerade für junge Leute kaum noch vorstellbar, auf welche Weise vor etwa 100 bis 150 Jahren Nachrichten möglichst schnell verschickt werden konnten. Die clevere Lösung im 19. Jahrhundert: die Rohrpost.
Die Entstehung der Rohrpost
Die erste nutzbare Rohrpostanlage entstand 1853 in London. Schon zu dieser Zeit waren die Straßen voll mit Kutschen und Autos, sodass die Post regelmäßig mit dem vielen Verkehr und Stau zu kämpfen hatte. Dank der Rohrpost konnten Briefe nun viel schneller befördert werden. Unter anderem war die Rohrpost die Rettung für die Börse Mitte des 19. Jahrhunderts: wichtige Meldungen kamen aufgrund von Stau zu spät, wodurch zum Beispiel Geschäfte nicht rechtzeitig abgeschlossen werden konnten. Durch das Transportmittel Rohrpost, konnten die Nachrichten nun mit einer Geschwindigkeit von 40 km / h versendet werden und da hier kein Stau herrschte, war ein rechtzeitiges Eintreffen wichtiger Informationen garantiert!
In Deutschland ging 1876 die erste Anlage in Berlin ans Netz. Selbst Geheimdienste setzten auf dieses Transportmittel, denn die Rohrpost war abhörsicher. So entstanden Parallelnetze wie beispielsweise die „Secret Tube“ in London. Um hochsensible Regierungsdokumente von Angriffen zu schützen, wurde in diese Rohrpostsysteme eine Laufzeitkontrolle eingebaut. Kam die Büchse nicht in der vorgegebenen Zeit am Zielort an, so wurde ein Alarm ausgelöst. Zur Hochkonjunktur der Rohrpost hatte Paris um etwa 1935 die wohl größte Anlage weltweit mit rund 467 km, danach folgte Berlin mit 400 km.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges ging die Zeit der Rohrpost langsam vorbei, viele Röhren wurden durch Bombardierungen beschädigt. Nach dem Krieg kam sie auch nicht mehr zurück, moderne Kommunikationstechniken lösten das System ab.
Die Rohrpost als Transportwesen im 21. Jahrhundert
Auch wenn für uns nicht immer sichtbar, so gibt es die Rohrpost heute noch. Sie wird hauptsächlich in Kliniken genutzt, um beispielsweise dringende Blutproben oder Laborwerte hin und her zu transportieren. Auch in Universitäten oder großen Ämtern findet sie als schnelles Transportmittel Einsatz. Ebenfalls setzen einige große Kaufhäuser, Tankstellen oder Kasinos auf die Rohrpost, um Geldeinnahmen sicher in den Tresor zu transportieren.
Klingt kurios, aber auch im 21. Jahrhundert kann man noch von der Schnelligkeit der Rohrpost profitieren: In der tschechischen Hauptstadt Prag werden tatsächlich noch heute Briefe per Rohrpost transportiert!
Ein Blick in die Zukunft: Reisen mit der Rohrpost
Die Rohrpost der Zukunft ist schon in Planung. Hyperloop heißt die Idee von Elon Musk, dem Entwickler des Elektroautos Tesla. Hier sollen Menschen über Vakuumröhren transportiert werden. Rund 28 Passagiere sollen dabei in eine Kapsel passen. Die erste Strecke ist von San Francisco nach Los Angeles geplant. Es soll dann möglich sein, die 600 km lange Strecke in nur einer halben Stunde zurückzulegen.
Doch bis es die Rohrpost für Menschen wirklich gibt, wird es wohl noch eine Weile dauern.